Was eine EPD ist – einfach erklärt: Der Vergleich im Alltag
Eine Umweltproduktdeklaration (engl. Environmental Product Declaration, kurz: EPD) ist wie ein „ökologischer Produktpass“, der auf einer standardisierten Methode der sogenannten Ökobilanz (engl.: Life Cycle Assessment, kurz: LCA) und internationalen Normen basiert. Sie wird außerdem von einer unabhängigen Drittpartei verifiziert. Mit der Ökobilanz werden die Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus transparent dargestellt – etwa von der Rohstoffgewinnung (engl. cradle) bis zum Werkstor (engl. gate) und gegebenenfalls darüber hinaus. Sie zeigt beispielsweise, welche Ressourcen eingesetzt werden, um ein Produkt herzustellen, und wie viele Treibhausgase dabei entstehen.
Zur Veranschaulichung lässt sich eine EPD gut mit der Zutatenliste und Nährwerttabelle auf Lebensmittelverpackungen vergleichen: Sie zeigt, welche „Zutaten“ – also Zucker, Salz, Weizenmehl (entsprechend: Ressourcen wie Energie, Rohstoffe und Hilfsstoffe) in die Herstellung eines Produkts eingehen und welche „Nährwerte“ – also Kalorien (entsprechend: Umweltwirkungen wie CO₂-Äquivalenten) damit verbunden sind.
Wichtig ist: Genau wie eine Nährwerttabelle aber nicht angibt, dass wir von zu viel Kalorien dick werden, also ob ein Produkt gesund ist, bewertet eine EPD auch nicht, ob ein Produkt umweltfreundlich ist. Sie stellt vielmehr transparente und vergleichbare Daten bereit, die als Grundlage für Umweltbewertungen dienen.
Welche Produkte der HKM sind konkret erfasst?
Wir bei HKM haben gemeinsam mit Kiwa Ecobility Experts vier EPDs erstellt und veröffentlicht:
- Rohstahl – das ist unser Hauptprodukt.
- Luftgekühlte Hochofenschlacke – ein Nebenprodukt aus der Roheisenherstellung, welche als Sekundärstoff in der Bauindustrie eingesetzt wird.
- Granulierte Hochofenschlacke – ebenfalls ein Nebenprodukt aus der Roheisenherstellung, welche als Sekundärstoff in der Bauindustrie eingesetzt wird.
- LD-Schlacke – ein Nebenprodukt aus der Rohstahlherstellung, welcher als Sekundärrohstoff hauptsächlich im Straßenbau verwendet wird.
Alle vier EPDs wurden gemäß ISO 14040/14044 (Rahmenwerk und Anforderungen für Ökobilanzen), EN 15804+A2:2019 (Bauprodukte) und ISO 14025:2011 (Typ-III-Umweltdeklarationen) erstellt. Sie berücksichtigen den Ressourceneinsatz und die Umweltauswirkungen von der Rohstoffgewinnung bis zum Werkstor. Die EPD für unseren Rohstahl umfasst zusätzlich die Entsorgungsphase und Recyclinggutschriften.
Die Verifikation unserer EPDs erfolgte durch eine externe Prüfung durch Kiwa Ecobility Experts; alle EPDs sind über die ECO Platform europaweit anerkannt.
Warum hat HKM solche EPDs erstellt?
Weil sie heute entscheidend für den Markt sind.
Unsere Schlackenprodukte werden direkt im Bau- und Baustoffsektor eingesetzt – zum Beispiel im Straßenbau oder als Klinkerersatz im Zement. Dort fordern Kunden, Planer und Zertifizierungssysteme zunehmend EPDs als Voraussetzung um Produkte in nachhaltigen Bauprojekten verwenden zu können. Mit den EPDs schaffen wir also Marktzugang, Vergleichbarkeit und Vertrauen – und zeigen zugleich, dass unsere Nebenprodukte hochwertige Sekundärrohstoffe sind.
Beim Rohstahl war unser Ziel, unsere eigenen Prozesse besser zu verstehen und eine valide Datengrundlage für den CO₂-Fußabdruck zu schaffen. Das hilft uns intern – etwa bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung oder künftige Dekarbonisierungsstrategien gezielt weiterzuentwickeln.
Ergebnisse und Highlights im Überblick
Rohstahl: 1,55 t CO₂-Äq./t
Luftgekühlte Hochofenschlacke: 2,93 kg CO₂-Äq./t
Granulierte Hochofenschlacke: 28,7 kg CO₂-Äq./t
LD-Schlacke: 2,48 kg CO₂-Äq./t
Durch die Erstellung der EPDs konnten wir bei HKM bestätigen, dass wir die Kreislaufwirtschaft stärken:
- 25 % recyceltes Material pro Tonne Rohstahl eingesetzt werden.
- 95 % Recyclingquote unseres Stahls am Lebensende, was 290 kg CO₂-Äq. pro Tonne Stahl einspart
- 100 % der Schlacken, die als Nebenprodukte anfallen, können als Baumaterialien eingesetzt werden und vermeiden damit den Abbau von Primärrohstoffen
Außerdem wird der Stromverbrauch bei HKM vollständig durch die Rückführung von Kuppelgasen (z. B. Koksofengas, Hochofengas) in das eigene Kraftwerk zur Stromerzeugung gedeckt.
Unser berechneter Durchschnittsemissionsfaktor:
0,35 kg CO₂-Äq./kWh
Zum Vergleich: Durchschnittsemissionsfaktor für den deutschen Energie-Mix (~0,4–0,5 kg/kWh).
Und was ist der nächste Schritt?
Wir werden die Daten künftig regelmäßig aktualisieren und versuchen mehr Primärdaten miteinzubeziehen. Langfristig dienen die EPDs auf jeden Fall als Basis für unseren CO₂-Fußabdruck und für Nachhaltigkeitsberichte nach ESRS.
Kurz gesagt: Die EPDs sind ein wichtiges Werkzeug in unserer Nachhaltigkeitsstrategie – transparent, nachvollziehbar und messbar.


